Nachdem Polizist:innen am Dienstag den 17-jährigen migrantischen Jugendlichen Nahel bei einer Verkehrskontrolle in Nanterre erschossen haben, breiten sich wütende Unruhen in ganz Frankreich aus.
Beschränkten sich die Proteste am Mittwoch noch auf wenige größere Städte und Nanterre selbst, so nahmen sich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag Menschen in fast allen größeren und vielen kleinen Städten die Straßen.
Am gestrigen Dienstag haben französische Polizist:innen bei einer Verkehrskontrolle im Pariser Vorort Nanterre den 17-jährigen Naël erschossen. Als wütende Reaktion darauf entbrannten spontane Proteste und aktiver Widerstand gegen die Polizei. Diese griffen auch auf angrenzende Stadtteile über. Gleichzeitig schwadronieren Medien und Polizei von einem Einzelfall – angesichts der wiederkehrende Polizeimorde an Migrant:innen und anderen Marginalisierten in Frankreich eine Farce. Die Situation weist große Parallelen zu ähnlichen Vorfällen in Deutschland auf, zum Beispiel zum Polizeimord an Mouhamed L. Dramé vergangenes Jahr in Dortmund.
Es zeigt sich klar: Egal ob Deutschland, Frankreich oder die USA: Überall morden die Rassist:innen in Uniform! Es wird Zeit, dass wir den Widerstand gegen diese Morde verstärken! Gerechtigkeit und Wahrheit für alle Opfer von Polizeigewalt!
Am zurückliegenden Mittwoch hat die französische Regierung die Auflösung der Klimagruppe “Les Soulèvements de la Terre” (dt.: Aufstände der Erde) beschlossen. Diese ging einher mit Razzien im ganzen Land, bei denen mehr als ein Dutzend Aktivist:innen verhaftet wurden. Wir teilen hier die Übersetzung der Erklärung unserer französischen Schwesterorganisation Union Communiste Libertaire (UCL). Egal ob in Deutschland, in Frankreich oder anderswo:
Der Protest für eine Welt ohne Klimazerstörung bleibt legitim. Unsere Solidarität gegen ihre Repression!
Seit Anfang diesen Jahres hat sich in unserem Nachbarland Frankreich eine starke soziale Massenbewegung gegen die Rentenreform-Pläne des neoliberalen Präsidenten Macron entwickelt. Millionen Menschen beteiligten sich an den Straßenmobilisierungen, Streiks legten verschiedene Branchen teils über Wochen lahm und es kam zu militanten Auseinandersetzungen mit der Staatsgewalt. Viele Linke in Deutschland und darüber hinaus schauten begeistert bis neidisch nach Frankreich.
Doch seit einigen Wochen hört man kaum noch etwas vom Kampf gegen die Rentenreform, die Mitte April vom Parlament beschlossen wurde. Ist die Bewegung tot? Und wenn nicht, wo steht sie heute?
Um diese Fragen zu beantworten, haben wir Mitte Mai ein längeres Interview mit dem Genossen Guillaume aus Frankreich geführt. Er ist Mitglied unserer französischen Schwesterorganisation Union Communiste Libertaire (UCL) und aktiv in der Gewerkschaft CGT. Wir glauben, dass sein Bericht eine spannende Perspektive aus dem Inneren der Bewegung bietet, ihre Stärken und Schwächen aufzeigt und so auch wertvolle Erkenntnisse für den Klassenkampf in Deutschland liefert.
Das englischsprachige Interview findet ihr jetzt als Podcast mit Untertiteln auf unserem Youtube-Kanal. Wir freuen uns, wenn ihr es euch anhört, es verbreitet und diskutiert! Eine Veröffentlichung der deutschen Übersetzung wird bald folgen.
In diesen Tagen schauen viele von uns gespannt auf die Kämpfe in Frankreich. Die Bilder und Berichte von Generalstreiks, Massendemonstrationen und Auseinandersetzungen mit der Polizei auf der Straße, die uns vor allem über die sozialen Medien erreichen, geben uns große Hoffnung. Sie zeigen wie mächtig die Arbeiter:innenklasse ist, wenn sie sich organisiert, vereint und selbstbestimmt für ihre Interessen kämpft. Einige Mitglieder der Plattform sind deshalb selbst in den letzten Wochen nach Frankreich gereist, um an einzelnen Aktionen teilzunehmen und davon zu berichten. Berichte davon gibt es auf der Website der Lokalgruppe Leipzig (1,2). Doch die beeindruckenden Mobilisierungen in Frankreich verdeutlichen gleichzeitig einmal mehr den Kontrast zu unserer eigenen Situation in Deutschland, die vielerorts ganz anders aussieht. Mit diesem Text wollen wir uns die momentane Situation genauer anschauen und die Frage beantworten: Wo stehen die aktuellen Arbeitskämpfe in Deutschland und wo stehen wir als anarchistische Revolutionär:innen?