Angesichts des Anschlags auf das kurdische Ahmet-Kaya-Kulturzentrum in Paris am 23. Dezember 2022 haben wir mit unseren europäischen Schwesterorganisationen eine gemeinsame Erklärung verfasst. Wir rufen dazu auf, sich als revolutionäre und anarchistische Bewegung am 7. Januar der Großdemonstration der kurdischen Bewegung in Paris anzuschließen und an der Seite unserer kurdischen Freund:innen Aufklärung und Gerechtigkeit für die Getöteten zu fordern. Niemand ist vergessen!
Anschlag auf kurdisches Kulturzentrum in Paris: Aufklärung & Gerechtigkeit gibt es nicht mit dem Staat!
Am Freitag hat ein bewaffneter, 69-jähriger französischer Faschist in Paris einen Anschlag auf das kurdische Ahmet-Kaya-Kulturzentrum verübt. Drei kurdische Aktivist:innen – Emine Kara, M. Şirin Aydın und Abdurrahman Kızıl – wurden dabei ermordet. Danach stürmte der Attentäter einen kurdischen Friseursalon, wo er von unbewaffneten, mutigen Menschen überwältigt und entwaffnet wurde.
Dieses Attentat stellt einen gezielten Angriff auf die kurdische Gemeinschaft von Paris dar. Die Getöteten sind allesamt langjährige Aktivist:innen der revolutionären kurdischen Bewegung. Wir trauern um sie und senden ihren Familien und Genoss:innen unsere Solidarität.
In den vergangenen Tagen trugen tausende Menschen in Paris und anderswo ihre Wut über die Morde mit großer Entschlossenheit auf die Straßen. Die Wut ist berechtigt und wir teilen sie. Wieder sind die Leben kurdischer Revolutionär:innen in Paris ausgelöscht worden. Nur wenige Tage bevor sich am 9. Januar 2023 das Massaker von Paris, die Ermordung der drei Aktivist:innen Sakine Cansız, Fidan Doğan und Leyla Şaylemez durch den türkischen Geheimdienst im Jahr 2013 zum 10. Mal jährt.
Das Massaker von 2013 ist nie vollständig aufgeklärt worden. Zu tief sind die Verstrickungen des französischen Staates mit dem Erdogan-Regime. Auch bei diesem jüngsten Anschlag sind noch viele Fragen offen wie kurdische Medien betonen.
Wir fordern eine vollständige Aufklärung der Tat, insbesondere ob doch wieder Spuren in die Türkei führen. Mögliche Menschen im Hintergrund müssen zur Verantwortung gezogen werden – nur dann kann es Gerechtigkeit geben. Doch wir wissen, dass wir dabei auf Polizei und Staat nicht vertrauen dürfen. Der französische Staat wie auch die Bundesrepublik sind NATO-Bündnispartner des Erdogan-Regimes. Nach Außen unterstützen sie die Türkei in ihren imperialistischen Bestrebungen und Angriffen auf die kurdische Selbstverwaltung. Im Inneren versuchen sie als Handlanger der türkischen Regierung die kurdische Bewegung zu unterdrücken – da kann Annalena Baerbock so oft “Hass” verurteilen wie sie will.
Die einzige Hoffnung auf Aufklärung kommt von unten. Wir müssen Druck auf den Staat aufbauen, in Frankreich wie in Deutschland. Es ist die Pflicht aller revolutionären Kräfte, solidarisch an der Seite der kurdischen Bewegung in diesem Kampf zu stehen, der auch unserer ist.
Gehen wir deshalb mit unseren kurdischen Freund:innen bei lokalen Mobilsierungen auf die Straße. Erheben wir gemeinsam unsere Stimme für Aufklärung und Gerechtigkeit! Die Ermordeten sind unvergessen! Sehîd Namirin!
Heute vor 169 Jahren geboren: In Erinnerung an Errico Malatesta!
Heute vor 169 Jahren, am 14. Dezember 1853, wurde der italienische Anarchist und Revolutionär Errico Malatesta in Santa Maria Maggiore geboren.
Seit seiner Jugendzeit beteiligte sich Malatesta an verschiedenen sozialen Kämpfen. So wagte er beispielsweise zusammen mit anderen Anarchist:innen im Jahr 1877 einen Aufstand in der Region Kampanien, der aber von den Truppen der Regierung niedergeschlagen wurde. Nach einer Zeit im Gefängnis folgte eine von vielen Perioden seines Lebens, in denen er aus seiner italienischen Heimat ins Exil flüchten musste.
Anfangs noch ein Verfechter der “Propaganda der Tat” wandte sich Malatesta später von dieser Strategie ab und befürwortete einen organisierten Anarchismus. Obwohl er die Beteiligung der Anarchist:innen in den Gewerkschaften unterstützte, grenzte er sich von der Idee ab, die Gewerkschaftsbewegung alleine könne die soziale Revolution durchsetzen. Dagegen unterstütze er die Formierung eigenständiger anarchistischer Organisationen an der Seite der Gewerkschaften.
Im Laufe seines Leben schrieb Malatesta für viele Publikationen der anarchistischen Bewegung und gründete selbst mehrere Zeitungen. In seinen Artikeln und Aufsätzen formulierte er wichtige anarchistische Gedanken und Prinzipien in einer Klarheit, die damals wie heute vielen Menschen einen Zugang zu revolutionären Ideen erlaubte.
Durch seine intensive Schreib- und Organisierungstätigkeit und seine vielen Reisen und Exilaufenthalte in unterschiedlichen Teilen der Welt prägte Malatesta über Jahrzehnte die anarchistische Bewegung in Italien, in Europa und darüber hinaus.
Gegen Ende seines Lebens erlebte Malatesta den Aufstieg des italienischen Faschismus und in diesem Zuge die wachsende Repression gegen die revolutionäre Bewegung und Presse. Dennoch versuchte er weiter, die anarchistische Idee zu verbreiten bis er schließlich im Jahr 1932 an einer Lungenkrankheit starb.
Sein außergewöhnliches Leben und sein Kampf für eine herrschaftsfreie Gesellschaft sind auch heute noch für viele Menschen weltweit eine Inspiration. Wir möchten Errico Malatesta deshalb heute gedenken.
Vor 180 Jahren geboren: In Erinnerung an Peter Kropotkin!
Heute vor 180 Jahren, am 9. Dezember 1842, kam Peter Kropotkin – Biologe, Geograf, Revolutionär und Vordenker des anarchistischen Kommunismus – in Moskau zur Welt. Hineingeboren in eine russische Adelsfamilie sollte ein bewegtes Leben vor ihm liegen: Desillusioniert von der Ausbildung im Palast des Zaren widmete sich der junge Kropotkin gegen den Willen seiner Familie biologischen und geografischen Studien und verbrachte lange Jahre auf Forschungsreisen in der menschenfeindlichen Umgebung Sibiriens.
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7. Föderationskongress der anarchakommunistischen Plattform & bundesweites Kennlerntreffen in Leipzig
Vom 16.-18. September diesen Jahres veranstalteten wir bei unseren Genoss:innen in Leipzig anstelle unseres klassischen inhaltlich fokussierten Kongresses ein Präsenztreffen, das in erster Linie dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Vertiefen unserer Beziehungen diente. Dort wurde gemeinsam gekocht und gequatscht, aber auch intensiv diskutiert zu Themen wie der Auseinandersetzung mit patriarchalen Strukturen und Männlichkeit, digitaler Sicherheit und der Situation der Einmischungen in unseren Lokalgruppen. Einige von uns besuchten außerdem die Demonstration “Psychotherapie Mangelware” am Richard-Wagner-Platz während sich die anderen in Kleingruppen noch näher kennenlernten. Am Abend schauten wir uns eine Dokumentation über die sozialen Proteste in Chilé an. Trotz des eher lockeren Anspruchs an das Wochenende und der dementsprechend weniger stringenten Vorbereitung, war dieses Präsenztreffen sehr wichtig für unsere Organisation – nicht nur inhaltlich – sondern auch für unseren Zusammenhalt. Viele noch relativ neue Genoss*innen konnten dadurch in entspannter Athmosphäre die Gesichter hinter den Chat-Aliasen kennenlernen und sind sehr motiviert aus dem Treffen rausgegangen. Wir werden diese positive Erfahrung mitnehmen, und in Kombination mit unseren gesammelten Eindrücken auf dem Sommercamp der französischen Genoss*innen der UCL probieren auch in Zukunft mehr Fokus aufs Kennenlernen zu setzen, beispielsweise durch ein eigenes Sommercamp in 2023.