Am Wochenende vom 29. November bis zum 1. Dezember 2024 hat in Hamburg der 11. Föderationskongress der anarchakommunistischen Plattform stattgefunden. Damit wurde Hamburg zum ersten Mal Austragungsort eines Kongresses, genau einen Monat nachdem bereits zuvor der Re:Fuse-Kongress am gleichen Ort stattgefunden hat.
Zum ersten Mal seit einigen Jahren haben wir bereits Freitag mit dem inhaltlichen Programmpunkten gestartet, zu denen Mitglieder aller Lokalgruppen anreisten, um über das gefüllte Wochenende zu unseren aktuellsten Themen zu diskutieren.
Große Schwerpunkte waren dabei die Diskussion um die Umstrukturierung unserer gemeinsamen Komiteestrukturen, mit denen wir die überregionale Zusammenarbeit in sozialen Bewegungen koordinieren, aber auch die Weiterführung der Diskussion zu einer ersten gemeinsam beschlossenen allgemeinen Strategie, die bemerkbare Fortschritte zum vorherigen Kongress erzielt hat. Zudem haben wir uns über interne Dynamiken unterhalten, um Spannungsverhältnisse innerhalb der Organisation zu bearbeiten und zu überwinden.
Nachdem die Erfahrungen in Berlin gezeigt haben, dass eine Zusammenarbeit unserer Organisationen sinnvoll ist, durften wir zum zweiten Mal Delegierte von Perspektive Selbstverwaltung als Gäste begrüßen. Gemeinsam haben wir feststellen können, dass es auch in Zukunft weiterhin sinnvoll ist, als spezifisch anarchistische Organisationen im deutschsprachigen Raum weiterhin überregional zusammenzuarbeiten.
Wie jedes Jahr haben wir uns auch Zeit genommen, um uns als FLINTA*s innerhalb der Organisation auszutauschen, zu vernetzen & gegenseitig zu empowern. Währenddessen haben die cis-männlichen Genossen eine organisierte Kritik ihrer männlichen Sozialisation geübt und sich dazu ausgetauscht, wie die Struktur der organisierten Männlichkeitskritik funktioniert, welche in fast allen Lokalgruppen auch bereits eine regelmäßig verankerte Struktur ist und dazu dienen soll, patriarchale Dynamiken in unserer Föderation sowie im Privaten zu erkennen und zu reflektieren.
Abends haben wir uns die Zeit genommen, um uns auf entspannte Getränke und Kickerspiele wiederzusehen oder neue Genoss:innen kennenzulernen. Samstags hatten wir sogar die Gelegenheit gehabt, um uns gemeinsam die Schwarze Katze anzuschauen, zu der uns eine Person einige interessante Informationen erzählt hat. Neben der Diskussionen auf dem Kongress und des stressigen kapitalistischen Alltags kommen solche soziale Zusammenkommen oft zu kurz, weswegen es wie oft eine schöne Gelegenheit ist, auch die Abende des Kongresses für ein wenig Gemeinsamkeit zu nutzen.
Auch zu diesem Kongress haben uns wieder einige Grußworte unserer Schwesterorganisation erreicht, welche wir uns am Samstagmorgen zur Motivation für einen erfolgreichen Kongress vorgelesen haben. Im Folgenden haben wir das Grußwort unserer US-amerikanischen Genoss:innen von der Black Rose Federation dokumentiert.
“Liebe Genoss:innen der Plattform,
Während Trump sich darauf vorbereitet, das Ruder eines Imperiums im Niedergang zu übernehmen und seine Regierung mit einem breiten Spektrum von Reaktionären zu besetzen, werden sich die sich überschneidenden Krisen, die diesen Moment kennzeichnen, wahrscheinlich verschärfen. Angesichts eines aufsteigenden Rechtspopulismus und Faschismus auf der ganzen Welt, der die Flammen des Krieges, der Fremdenfeindlichkeit, der patriarchalen Gewalt und der ökologischen Verwüstung zu schüren droht, ist die Notwendigkeit internationaler Solidarität unübersehbar.
Wenn ihr zu diesem Kongress zusammenkommt, tut dies in dem Wissen, dass wir, die Mitglieder der Black Rose/Rosa Anarchistischen Föderation, an eurer Seite stehen. Wir hoffen, dass dieser Kongress dazu beiträgt, ein klareres Verständnis der kaskadierenden Krisen zu entwickeln, mit denen wir konfrontiert sind, sowie einen konkreten Weg zu finden, um unser gemeinsames Projekt des Aufbaus eines organisierten Anarchismus auf internationaler Ebene voranzubringen und die Grundlage für eine soziale Revolution und einen libertären Sozialismus zu schaffen.
Wir haben Die Plattform seit ihrer Gründung im Jahr 2019 verfolgt und sind nicht nur von ihrem Wachstum in Deutschland ermutigt, sondern auch von ihrer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit den Schwesterorganisationen in der Region. Die Stärkung unserer lokalen und regionalen Verbindungen ist ein wichtiger Teil des Prozesses der Entwicklung des Internationalismus von Grund auf, und wir können sehen, dass diese Arbeit in eurer Arbeit mit UCL, Embat und anderen Genoss:innen zum Ausdruck kommt.
Der Weg, der vor uns liegt, ist mit vielen Hindernissen gespickt, aber wir wissen, dass der einzige Ausweg die „lange und geduldige Arbeit“ des Aufbaus von Organisationen, des Aufbaus von Volksmacht ist – an unseren Arbeitsplätzen, in unseren Nachbarschaften, in unseren Schulen und über die fiktiven Grenzen hinweg, die uns trennen.
Wir freuen uns auf die Ergebnisse dieses Kongresses und darauf, wie wir zusammenarbeiten können, um unsere gemeinsamen Prinzipien des Internationalismus, der direkten Aktion, der direkten Demokratie, des Feminismus und des Klassenkampfes voranzubringen. Wie immer bieten wir euch unsere uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung an.
Stärkt die Macht des Volkes! Für die soziale Revolution und den libertären Sozialismus!
In Solidarität,
Black Rose/Rosa Negra Anarchist Federation”
Wir blicken abschließend auf ein produktives und schönes, aber auch energieziehendes Wochenende zurück. Mit neuen Ideen und größerer Klarheit sind die Delegierten wieder zurück in ihre Heimat gereist. Wir befinden uns in schwierigen Zeiten, und auch wenn wir sicherlich noch Schrauben fester drehen, einige Achsen austauschen müssen und vielleicht auch manche Maschinen ganz weg sollten, müssen wir uns insbesondere jetzt enger zusammenschließen, um die diese Zeiten gemeinsam zu bewältigen und um unserem gemeinsames Ziel der sozialen Revolution von Tnäherzukommen. Solltest du Teil dieses Kampfes werden wollen, dann schließe dich noch heute uns an!
Wir bedanken uns bei der Lokalgruppe Hamburg für die Organisation des Kongresses und bei Perspektive Selbstverwaltung für ihre Teilnahme!
Es lebe die anarchakommunistische Föderation!
Es lebe die Plattform!
Gemeinsam voran zum freiheitlichen Kommunismus!