Traditionell finden in den Sommermonaten die Protestmärsche im Gedenken an den historischen Aufstand queerer Menschen vor dem Stonewall Inn in New York statt. Im ganzen Land ziehen Demonstrationen durch die Straßen, die Queerfeindlichkeit anprangern und die vollständige gesellschaftliche Emanzipation queerer Menschen einfordern.
In ihrer Geschichte wurden die CSD-Veranstaltungen jedoch immer wieder selbst Ziel queerfeindlicher Attacken. Konservative, Faschist:innen und religiöse Fundamentalist:innen sahen in ihnen das Symbol für die Zerstörung der heterosexuellen Kleinfamilie und damit ihrer gesamten patriarchalen gesellschaftlichen Ordnung.
Während der Kampf für queere Befreiung in den vergangenen zwei Jahrzehnten in einigen Teilen der Gesellschaft zunehmend mehr gesellschaftliche Akzeptanz erfahren hat, ist in den letzten Jahren ein neuer Trend zu erkennen: Rechte Kräfte richten den Fokus ihrer Agitation in verstärktem Maße gegen queere Menschen, insbesondere gegen trans Menschen.
Von Kundgebungen gegen Vorlesestunden für Kinder, Hetzkampagnen im Internet bis zu Anträgen der AfD-Fraktion im Bundestag: Diese Entwicklung hat verschiedene Facetten. Denn der Hass gegen queere Menschen dient der politischen Rechten als Klammer, die verschiedene Milieus dieses Spektrum unter dem vorgeschobenen Banner des “Kinderschutzes” vereint.
Die wachsende Hetze gegen queere Menschen hat bereits in den letzten Jahren Gewalttaten provoziert. Das bekannteste Opfer, der trans Mann Malte C., wurde 2022 am Rande des CSDs in Münster bei der Konfrontation mit einem queerfeindlichen Angreifer getötet. Andere gewalttätige Übergriffe erlebten queere Menschen in ihrem Alltag, teilweise auf der Straße, teilweise in der eigenen Familie.
Trotz alledem haben wir in diesem Jahr eine neue Qualität queerfeindlicher Angriffe erlebt. Sie nahmen die Form faschistischer Mobilisierungen gegen CSD-Veranstaltungen in verschiedenen ostdeutschen Städten an. In Bautzen, Leipzig oder Magdeburg versuchten überwiegend sehr junge Neonazis die Märsche zu stören und Teilnehmer:innen zu attackieren.
In all diesen Städten stellten sich Antifaschist:innen diesen faschistischen Angriffen entgegen und versuchten, die CSDs zu verteidigen. Wieder einmal zeigte sich, dass antifaschistischer Selbstschutz das einzige verlässliche Mittel gegen die Gewalt der extremen Rechten ist.
Es bleibt davon auszugehen, dass dieser Selbstschutz auch in den kommenden Monaten nicht an Wichtigkeit verlieren wird. Denn auch wenn die CSDs sich für dieses Jahr dem Ende neigen, wird es weiter queere Veranstaltungen geben, die ins Visier der weiterhin auf Hochtouren laufenden rechten Hetzkampagne geraten. Und queere Menschen werden auch in ihrem Alltag Ziel von faschistischen Gewalttaten bleiben. Organisieren wir uns also und stellen uns weiterhin jedem faschistischen Angriff entgegen!
Antifaschistischen Sbstschutz aufbauen!
Queeres Leben verteidigen!