Vor 89 Jahren, am 24. März 1935, wurde der anarchistische Gewerkschafter, Kämpfer und Revolutionär Juan Carlos Mechoso in der uruguayischen Stadt Flores geboren.
Juan Carlos entstammte einer Arbeiter:innenfamilie, die in den 1940er Jahren in die Hauptstadt Montevideo zog. Hier, in den Hügeln der Arbeiter:innenviertel La Teja und El Cerro, begann die politische Aktivität des jugendlichen Juan Carlos. Er besuchte Diskussionen in lokalen Ateneos, politischen Räumen der Arbeiter:innenbewegung, und wurde so schnell Teil der anarchistischen Bewegung. Um die Familie über Wasser zu halten, musste er wie seine Geschwister schon früh arbeiten gehen und wurde so Zeuge und Teilnehmer der vielen Kämpfe, die den Alltag der Arbeiter:innen von Montevideo damals prägten.
Ab Mitte der 1950er Jahre entwickelte sich zwischen den uruguayaischen Anarchist:innen ein intensiver Diskussionsprozess, der schließlich in die Gründung der Urugayaischen Anarchistischen Föderation (fAu) mündete. Zusammen mit seinen Genoss:innen führte Juan Carlos einen aktiven Klassenkampf in den Betrieben, Stadtteilen, Schulen und Universitäten. Die Arbeit der fAu hatte einen wichtigen Einfluss darauf, dass der Widerstand der unteren Klassen gegen das kapitalistische System und seinen Staat von Jahr zu Jahr anwuchs.
Anfang der 1970er Jahre schließlich übernahm eine Militärdiktatur im Land die Macht, um den anwachsenden Klassenkampf von unten abzuwürgen. In Koordination mit anderen rechten Regierungen Lateinamerikas und den Geheimdiensten des US-Imperialismus wurden sozialistische Kräfte, darunter auch die fAu, massiver Repression ausgesetzt und ihre Aktivist:innen über Landesgrenzen hinweg gejagt. In Uruguay und Argentinien wurden Genoss:innen inhaftiert, gefoltert oder “verschwanden” für immer in den Knästen der Regime. Um der Repression entgegenzutreten, entwickelte die fAu aktiven illegalen Widerstand auf verschiedensten gesellschaftlichen Ebenen. Die bekannteste Form dieses Widerstands war der bewaffnete Kampf durch die Formation OPR-33, deren Teil Juan Carlos und sein Bruder Alberto “Pocho” Mechoso waren.
1973 wurde Juan Carlos festgenommen und erlitt schreckliche, wochenlange Folter in einem argentinischen Knast. Sein Bruder wurde ebenfalls verhaftet und “verschwand” für immer. Erst nach neun Jahren kam Juan Carlos frei. Es dauerte nur drei Tage bis er wieder an den Treffen der fAu teilnahm. Insbesondere setzte er sich nun für die Verbreitung der Erfahrungen der fAu in Südamerika ein. Unter dem Namen Especifismo haben es diese Erfahrungen mittlerweile bis nach Europa geschafft und dienen unter anderem uns als Plattform als eine wichtige Inspiration.
Bis ins hohe Alter war Juan Carlos Teil der fAu und Teil des Kampfs für die soziale Revolution. Sein zum Archiv der Bewegung ausgebautes Häuschen in Montevideo wurde das Ziel vieler Forschungsreisen von Genoss:innen aus den Amerikas. Am 11. Oktober 2022 starb er als einer der letzten anarchistischen Kämpfer seiner Generation in seiner Heimatstadt Montevideo.