Heute vor vier Jahren hat ein Rechtsterrorist aus rassistischen Motiven neun Menschen in Hanau ermordet.
Bis heute prägen strukturelles Versagen, bewusste Untätigkeit und weitere Stigmatisierung der Betroffenen durch die staatlichen Behörden die mangelhafte Aufarbeitung des Anschlags. Noch immer warten Betroffene und Angehörige auf lückenlose Aufklärung, Gerechtigkeit für die Ermordeten und Konsequenzen für die Verantwortlichen. Und weil der Staat an all dem kein Interesse hat, kämpfen sie zusammen mit vielen solidarischen Menschen heute immer noch dafür. Mit Aufklärungsarbeit und Gedenken durchbrechen sie das Vergessen und die Vertuschung institutioneller Mitschuld an der Tat. Wir erklären unsere Solidarität mit den Familien der Ermordeten und allen, die mutig weiterkämpfen für Wahrheit und Gerechtigkeit.
Die letzten vier Jahre haben auch mehr als einmal bewiesen, dass die Morde von Hanau kein Einzelfall, sondern Teil eines gesellschaftlichen Verhältnisses rassistischer Unterdrückung sind. Rassismus ist staatliche Politik mit der Abschottung der europäischen Grenzen, einem verschärften Abschieberegime und diskriminierenden Polizeieinsätzen. Rassismus ist Alltag im Job mit der Zuweisung zu prekären Arbeiten, Ablehnung von Bewerbungen, Übergriffen der Chef:innen. Rassismus ist Realität auf dem Wohnungsmarkt mit der Unmöglichkeit mit dem “falschen” Namen eine Bleibe zu finden. Rassismus findet auf der Straße statt mit diskriminierenden Beleidigungen und Übergriffen. Rassismus ist Gewalt – manchmal verbal, meistens psychisch und allzu oft körperlich und immer wieder sogar tödlich. So wie in Hanau, in Dessau, in Rostock, Mölln, Lichtenhagen, Hoyerswerda und an so vielen Orten mehr.
Ohne die Überwindung des systemischen Rassismus wird diese Gewalt nicht enden. Dann können Wahrheit und Gerechtigkeit immer nur Forderungen aber nie Realität sein. Lasst uns vereint gegen Rassismus auf allen Ebenen der Gesellschaft kämpfen. Lasst uns solidarisch an der Seite der Betroffenen stehen. Lasst uns dem Rassismus antirassistische Selbstorganisation entgegenstellen. Und dem rechten Terror antifaschistischen Selbstschutz.
In Gedenken an Vili Viorel Păun Mercedes Kierpacz Said Nesar Hashemi Gökhan Gültekin Sedat Gürbüz Fatih Saraçoğlu Ferhat Unvar Hamza Kurtović Kaloyan Velkov
Kein Vergeben, kein Vergessen!