Drei Jahre nachdem ein Rechtsterrorist aus rassistischen Motiven neun Menschen in Hanau ermordete. Drei Jahre strukturelles Versagen und bewusste Untätigkeit der Behörden. Drei Jahre voll weiterer Stigmatisierung der Betroffenen durch Polizei und Politik. Drei Jahre und immer noch warten Betroffene und Angehörige auf lückenlose Aufklärung, Gerechtigkeit für die Ermordeten und Konsequenzen für die Verantwortlichen. Drei Jahre in denen sie und so viele andere an ihrer Seite nicht müde geworden sind, durch Aufklärungsarbeit und Gedenken gegen das Vergessen und die Vertuschung institutioneller Mitschuld anzukämpfen.
Noch immer werden rechter Terror und rassistische Netzwerke durch Behörden, Politik und Medien relativiert, noch immer werden von Rassismus Betroffene stigmatisiert, ihre Rückzugsorte kriminalisiert und Bemühungen um Aufklärung – ob in Hanau, beim NSU oder einem der unzähligen weiteren rassistischen Morde – behindert. All das stellt nur die tödliche Spitze eines Problems dar, das viel tiefer liegt und mit dem Betroffene täglich konfrontiert werden. Rassistische Polizeikontrollen, Razzien und Abschiebungen sind Realität und Konsequenz rassistischer Zustände. Ein System, das der Staat aufrechterhält und das es unmöglich macht, die Vorgänge vor, während und nach der Tatnacht und die nach wie vor mangelnde Aufklärung nur als „Versagen“ eines Systems zu bezeichnen. Dieses System profitiert von den rassistischen Zuständen, es ist auf sie angewiesen.
Nicht erst seit Hanau kämpfen Betroffene in Deutschland und überall deshalb gegen rassistische Diskriminierung und Unterdrückung. An diese Kämpfe gilt es anzuschließen und solidarisch an der Seite der Betroffenen zu stehen. Wir müssen dem institutionellen und strukturellen Rassismus antirassistische Selbstorganisation entgegenstellen. Und dem rechten Terror den antirassistischen und antifaschistischen Selbstschutz.
In Gedenken an Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Said Nesar Hashemi, Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar, Hamza Kurtović und Kaloyan Velkov.
Kein Vergeben, kein Vergessen!