Heute vor 180 Jahren, am 9. Dezember 1842, kam Peter Kropotkin – Biologe, Geograf, Revolutionär und Vordenker des anarchistischen Kommunismus – in Moskau zur Welt. Hineingeboren in eine russische Adelsfamilie sollte ein bewegtes Leben vor ihm liegen: Desillusioniert von der Ausbildung im Palast des Zaren widmete sich der junge Kropotkin gegen den Willen seiner Familie biologischen und geografischen Studien und verbrachte lange Jahre auf Forschungsreisen in der menschenfeindlichen Umgebung Sibiriens.
Aus seinen Erfahrungen und Beobachtungen dort wuchs seine Überzeugung, dass nicht, wie von Charles Darwin behauptet, der ständige Kampf ums Dasein der prägende Faktor des Zusammenlebens in Mensch- und Tierwelt war, sondern stattdessen die gegenseitige Hilfe, also die freiwillige Zusammenarbeit von Individuen zum beidseitigem Nutzen. Bald kam Kropotkin mit den Ideen des Sozialismus und des Anarchismus in Berührung, denen er sich kurze Zeit später zuwandte und die den Rest seines Lebens prägen sollten. Im Laufe der nächsten Jahre reiste er als Aktivist durch die verschiedenen Länder Europas, hielt Vorträge und arbeitete an einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften mit, um die revolutionäre Sache voranzutreiben. Immer wieder wurde er für seinen Aktivismus von den Herrschenden eingekerkert. Kropotkin wurde in dieser Zeit auch als Buchautor tätig und veröffentlichte mehrere wegweisende Schriften, mit denen er die Idee des anarchistischen Kommunismus entscheidend prägte.
Zu seinen wichtigsten Werken zählen “Die Eroberung des Brotes” und “Gegenseitige Hilfe im Tier- und Menschenreich”. Noch zu seinen Lebzeiten wurde Kropotkin so zu einer der bekanntesten Stimmen der weltweiten anarchistischen Bewegung. Gegen Ende seines Lebens, im Jahr 1917, wurde Kropotkin Zeuge davon, wie die erhoffte Revolution seine Heimat Russland erreichte. Doch schnell erkannte er, dass sich die Revolution unter der Führung der Bolschewiki um Lenin in die falsche Richtung entwickelte. Die Partei unterdrückte jegliche Kritik an und Widerstand gegen ihre neue Herrschaft. Schnell geriet auch die anarchistische Bewegung ins Fadenkreuz der Bolschewiki und wurde mit Repression, Haft und Mord überzogen. Kropotkin agitierte in seinen Schriften offen gegen die neuen Herrschenden und prangerte deren Politik an. Doch es war zu spät: Sein Begräbnis 1921, zu dem Zehntausende herbeiströmten, unter ihnen zahlreiche bekannte Anarchist:innen aus allen Teilen der Welt, sollte die letzte große öffentliche Versammlung der anarchistischen Bewegung in der sich entwickelnden UdSSR sein. Viele der anwesenden Anarchist:innen, die nur für ihre Teilnahme an Kropotkins Begräbnis noch einmal ihre Gefängniszellen verlassen durften, verschwanden danach in den Kerkern der Bolschewiki.
Wir gedenken heute Peter Kropotkin, der mit seinem Wirken auch unsere Vision einer befreiten Gesellschaft auf Grundlage des anarchistischen Kommunismus entscheidend mitgeprägt hat.
Es lebe der anarchistische Kommunismus!