Gestern vor 153 Jahren wurde Emma Goldman in Kowno im heutigen Litauen geboren. Als überzeugte Anarchistin, Antimilitaristin und Feministin war sie ihr ganzes Leben lang aktiv im Kampf für die befreite Gesellschaft. Wir wollen deshalb hier an sie erinnern.
Mit 17 Jahren emigriert die junge Emma in die USA, wo sie als Arbeiterin in einer Textilfabrik anfängt. Durch die Ereignisse rund um die Chicagoer “Haymarket Affäre”, in deren Folge mehrere anarchistische Arbeiterführer durch die US-Justiz ermordet werden, politisiert sie sich. Emma Goldman wird Anarchistin – und wird es ihr Leben lang bleiben. Bald lernt sie den Anarchisten Alexander Berkman kennen, mit dem sie bis an ihr Lebensende eine enge Freundschaft verbindet. In dieser Zeit sympathisieren beide mit der Idee der “Propaganda der Tat”, also der Verbreitung der anarchistischen Idee durch konkrete Gewalttaten auf Vertreter:innen und Institutionen des herrschenden Systems.
Gleichzeitig beginnt ihre Laufbahn als anarchistische Rednerin. Immer wieder reist sie quer durch die USA, um vor Arbeiter:innen zu reden und die anarchistische Idee zu verbreiten. Doch sie redet nicht nur über den freiheitlichen Sozialismus, sondern schreibt und spricht genauso über die Frage der Frauenunterdrückung. Den US-Behörden ist sie ein Dorn im Auge. Mehrmals landet sie im Gefängnis. Als sie dann auch noch öffentlich zum Widerstand gegen den Ersten Weltkrieg aufruft, wird sie schließlich wie viele andere Anarchist:innen in Richtung Russland ausgewiesen.
Anfangs glauben Goldman und Berkman noch an die Möglichkeit einer sozialen Revolution in Russland. Doch bald müssen sie erkennen, dass die anarchistische Bewegung den Kampf gegen die Bolschewiki verloren hat. Schon bald herrscht die Partei mit eiserner Faust über die Menschen, die Anarchist:innen werden brutal verfolgt.
Goldman geht nach Europa und wird dort 1936 Zeugin der sozialen Revolution in Spanien. Es wird ihr letzter Kampf sein. 1940 schließlich stirbt sie im kanadischen Toronto.
Es ist ein trauriger Fakt, dass wenige Anarchistinnen einen großen Platz in der Erinnerung unserer Bewegung haben. Gerade deshalb ist es wichtig an Emma Goldman zu erinnern. Zeitlebens verknüpfte sie anarchistische Ideen mit feministischen, als die Zustände in der anarchistischen Bewegung noch zutiefst patriarchal waren. Wie viele andere Genossinnen sah sie sich immer wieder mit starken Widerständen der Genossen auf ihre Kritik konfrontiert – und gab dennoch niemals auf.
Emma Goldman – 50 Jahre Kampf für den Anarchismus!
Werke von Emma Goldman, die auf Deutsch verfügbar sind:
Gelebtes Leben. Autobiographie. Edition Nautilus, (928 Seiten, 48 Seiten Fotos. Mit einem Vorwort von Ilija Trojanow) Hamburg 2010, ISBN 978-3-89401-731-6.
Niedergang der russischen Revolution. K. Kramer Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-87956-193-1
Anarchismus & andere Essays. Unrast Verlag, Münster 2013, ISBN 978-3-89771-920-0