Vom 10. bis 12. September fand in der Ruhrgebietsmetropole Dortmund der fünfte Föderationskongress der anarchakommunistischen Plattform statt. Damit kehrte der Kongress nach den letzten Föderationskongressen in Trier, Berlin und online wieder an den Ort des allerersten Plattform-Kongresses zurück.
Verschiedene Schwerpunktthemen konnten im Laufe der drei gut gefüllten Kongresstage, zu denen Delegierte und Mitglieder aller Lokalgruppen der Plattform anreisten, diskutiert werden. So gab es beispielsweise Arbeitsgruppen zur Föderationsperspektive auf die Kampffelder Antifaschismus und Gewerkschaftsarbeit. Zudem wurde ein ganzer Tag genutzt, um sich mit akuten Fragen aus der Praxis der Lokalgruppen sowie der Struktur der Föderation zu beschäftigen. Der Ausarbeitung unseres öffentlichen Grundsatzprogramms sind wir deutlich näher gekommen. Und auch die im vergangenen Jahr begonnene systematische feministische Reflexion der Föderationsstrukturen konnte mit einer Auswertung der Arbeit des letzten halben Jahres fortgeführt werden. Die Diskussionskultur war dabei stets geprägt von gegenseitigem Respekt und dem geteilten Bewusstsein dafür, gemeinsam am Aufbau einer anarchistischen Föderation zu arbeiten, die den Ansprüchen der Gegenwart und der sozialen Kämpfe gerecht werden kann.
Die Abende verbrachten wir in gemütlicher Stimmung und beim gegenseitigen entspannten Gespräch. Bisherige Kontakte und Freundschaften konnten im Laufe des Wochenendes noch einmal intensiviert werden, aber auch viele neue Kontakte wurden geknüpft. Wir messen diesen Erfahrungen eine enorme Bedeutung zu, denn sie schweißen uns als Revolutionär:innen zusammen und motivieren uns, unsere geteilte Vision in den Kämpfen von unten in die Tat umzusetzen.
Ebenfalls motivierend waren die vielen Grußworte, die uns aus verschiedenen Teilen der Welt von befreundeten Organisationen unserer Strömung erreichten. An dieser Stelle seien beispielhaft die Grußworte unser französischen und belgischen Genoss:innen der Union Communiste Libertaire (UCL) und unserer lateinamerikanischen Genoss:innen der Lateinamerikanischen Anarchistischen Koordination (CALA) dokumentiert:
“Liebe Genoss:innen,
Wir grüßen euch ganz herzlich zu eurem offiziellen Gründungskongress! Mit Freude sehen wir, dass ihr seit 2019 gewachsen seid, und wir hoffen, dass dieser Kongress euch noch mehr stärken wird.
Wir wissen, dass ihr jetzt fünf Lokalgruppen habt, in nur zwei Jahren des Aufbaus scheint uns dies ein sehr gutes Zeichen für die Zukunft zu sein und zeigt, dass eure Arbeit auf einem guten Fundament steht. In einem Kontext, in dem die meisten europäischen Organisationen Schwierigkeiten haben, sich zu erneuern und zu wachsen, ist dies ein starkes Signal, das ihr aussendet und von dem wir hoffen, dass es uns helfen wird, unsere gesamte Strömung zu stärken! Wir freuen uns, dass wir mit euch in internationalen Fragen zusammenarbeiten können, und wir schätzen auch sehr die Arbeit, die ihr auf der Video- und Grafikebene (mit schönen Aufklebern!) leistet, die uns im Moment mehr als wichtig erscheint!
In diesen schwierigen Zeiten, die von Pandemien, zunehmendem Faschismus und Rassismus, ökologischen Verwerfungen und dem Rückzug der Rechte von Frauen und geschlechtlichen Minderheiten geprägt sind, wollen wir mehr denn je an eurer Seite sein im Kampf für die Emanzipation unserer Klasse. Wir sind uns einig, dass es wichtig ist, innerhalb der sozialen Bewegungen und der Gegenkräfte, die die Gewerkschaften und Verbände der spezifischen Kämpfe sind, zu intervenieren, aber auch, dass es manchmal schwierig ist, herauszufinden, wie man intervenieren kann. Zweifellos werdet ihr Erfolg haben.
Als das pulsierende Herz unserer Strömung in Deutschland ist eure Organisation und eure Dynamik auch eine große Quelle der Hoffnung für den Wiederaufbau einer echten libertären kommunistischen Internationale in Europa. Wir freuen uns darauf, euch im wirklichen Leben und wenn möglich in anderen Gruppen unseres Netzwerks zu sehen.
Es lebe der freiheitliche Kommunismus! Lang lebe eure Organisation!
L’Union Communiste Libertaire (Frankreich und Belgien)”
“Die Lateinamerikanische Anarchistische Koordination möchte die Genoss:innen der Plattform zu ihrem Kongress beglückwünschen und wir wünschen uns, dass er für euch alle ein nützlicher, nachdenklicher und konstruktiver Moment sein wird.
In einem schwierigen Moment, den die unterdrückten Menschen in dieser Welt durchmachen, muss die Nachricht über den Aufbau einer anarchistischen politischen Organisation gefeiert werden, und die Gewissheit, dass wir Genoss:innen in diesem Projekt, dieser Idee, Verbündete im Aufbau einer neuen Welt sind, motiviert uns und wird zum Treibstoff für die Kämpfe und für den Widerstand und die Solidarität zwischen den Menschen aus verschiedenen Regionen.
Wir sind in vielen Teilen der Welt präsent und wir werden es noch in vielen weiteren sein. Dies ist eine Frucht unserer Arbeit, unserer politischen Artikulation, Koordination und unseres kollektiven Aufbaus.
Südamerika, Mittel- und Nordamerika, Asien, Ozeanien, Afrika, Naher Osten und Europa. Wir sind Teil der Geschichte der Kämpfe von unten, in jedem noch so kleinen Teil dieser Welt.
Eine große Umarmung euch allen!
Kämpft! Baut auf! Gegenmacht von unten!
Hoch mit denen die kämpfen!
Anarchistische Föderation Uruguay (fAu)
Anarchistische Föderation von Rosario (FAR)
Brasilianische Anarchistische Koordination (CAB)”
Ein neuer Name
Mit diesem Kongress konnten wir ein schon lange gehegtes Ziel endlich in die Tat umsetzen. Schon lange erachteten wir den Namenszusatz “Anarchakommunistische Organisation” angesichts der Entwicklung der Plattform zur Föderation, in denen die Lokalgruppen die Basis der Arbeit und Entscheidungen darstellen, als nicht mehr zeitgemäß. Mit dem Ende dieses Kongresses werden wir daher auf allen Ebenen als “die Plattform – Anarchakommunistische Föderation” auftreten. Auch wenn es als kleiner Schritt erscheinen mag, als Anarchist:innen trägt er für uns eine wichtige, historische Bedeutung mit sich. Wir sind stolz mit diesem Schritt an historische Traditionen und Kontinuitäten des Anarchismus anschließen zu können.
Im Zuge dieser Veränderung hat auch unser Logo eine kleine Auffrischung bekommen.
Wir blicken alles in allem also auf einen anstrengenden, aber erfolgreichen fünften Föderationskongress zurück, der unsere Struktur stärkt und uns motiviert und befähigt, in den kommenden Monaten und Jahren die Arbeit für die Selbstorganisation der Unterdrückten und den Aufbau der Gegenmacht von unten zu intensivieren. Davon nicht zu trennen ist der weitere Aufbau unserer Föderation und der Ausbau unserer Verankerung in noch mehr Städten und Regionen.
In diesem Sinne:
Es lebe die anarchakommunistische Föderation! Es lebe die Plattform! Gemeinsam voran zum freiheitlichen Kommunismus!